100 Jahre SVR
Aus der Festschrift zum 100-jährigen Bestehen des SV Rommelsbach (1903-2003):
Aus der Vereinsgeschichte des Turn- und Sportvereins Rommelsbach
Vor hundert Jahren, genau am 3. Mai 1903, wurde der Turnverein Rommelsbach gegründet. Nach den spärlichen ältesten schriftlichen Zeugnissen aus der Vereinsgeschichte waren 28 Mitglieder und Zöglinge bei der Gründung dabei. Als erster Vorstand wird der spätere Ehrenvorstand Friedrich Beck genannt. Im Jahre 1911 wird die Fahnenweihe mit einem Festzug, Schauturnen und einem Fest auf Holzbänken im Garten von Jakob Weimar begangen.
Ein altes Vereinsmitglied erinnert sich noch, dass die Schiffsschaukel des Vergnügungsparkes fast den Giebel des elterlichen Hauses streifte. Die Fahne ist dem Verein bis auf heute erhalten geblieben. Als erster Turnwart wird Gottlieb Kittelberger erwähnt, zuständig für die sportlichen Belange.
Nach den schweren Jahren des 1. Weltkriegs beginnt das Vereinsleben im Jahr 1919 wieder unter Vorstand Wilhelm Braun. Dank des persönlichen Einsatzes von Ehrenvorstand Friedrich Beck findet im Juni 1922 das Gauturnfest im festlich geschmückten Rommelsbach statt. Im Vereinslokal Germania werden die zahlreichen Gäste von Vorstand Wilhelm Raiser herzlich begrüßt. Am nächsten Morgen, um fünf Uhr, als sich die Turner am Fest- und Turnplatz – noch heute als „Fohlensprung“ gut bekannt – einfinden, regnet es in Strömen. Deshalb wird ein Teil des Wettturnens in Lachenmaiers Scheune abgewickelt. Neben Barren-, Pferd- und Reckübungen steht „Nationalturnen“, d.h. Leichtathletik auf dem Programm. Als bester Turner des Turnvereins tut sich Hermann Thumm hervor. Der Stabhochsprung fällt den ungünstigen Witterungsverhältnissen zum Opfer. Nachmittags lässt der Regen etwas nach, sodass der geplante Festzug eilig nachgeholt wird. Die Festdamen führen einen Reigen auf, Massenfreiübungen werden geturnt.
Im nächsten Jahr wirft die drohende Inflation mit ständigen Beitragserhöhungen ihren Schatten voraus. Unter welch widrigen Verhältnissen sich das Vereinsleben damals abspielte, spiegelt ein Beschluss des Hauptausschusses wider, beim Gemeinderat zwei Zentner Kohlen zum Heizen des Turnlokales zu erbitten. Die Transportmöglichkeiten waren damals, auch ohne Ölkrise, lange nicht so gut wie heute. So marschierte man zum Winterquartier im Februar 1923 zu Fuß nach Dußlingen. Bei einer anderen Fußwanderung durch den Schönbuch trafen die Turner im Wald unvermittelt auf zwei Wilderer. Am Zielpunkt in Waldenbuch hamsterten die Teilnehmer bei den Bauern Eier, welche dann in der Wirtschaft zu köstlichen Pfannkuchen verarbeitet wurden. Im Herbst 1923 wird nach heftiger Aussprache der Übertritt vom Schwäbischen Turn- und Spielverband zum Arbeiterturnerbund beschlossen. Wie stark die Meinungsverschiedenheiten waren, zeigt die Tatsache, dass nach dem Entschluss der Hauptausschuss fast geschlossen zurücktrat.
Der Verein heißt jetzt Freier Turn- und Sportverein; der neue Gruß „Frei Heil“ und nicht mehr „Gut Heil“, aus den Turnern werden „Turngenossen“. Der sportliche Betrieb wird von dieser Entscheidung jedoch wenig beeinflusst. Neben den regelmäßigen abendlichen Turnfesten mit leichtathletischen Übungen (Turnen im Wald- und Staffellauf durch die Ortsstraßen) statt, wobei auch 200, 400 und 800 m gelaufen werden müssen. Auch die Damen stellen eine Turnriege. Ab 1924 ist Wilhelm Schmid erst als Turnwart und später als technischer Leiter bis 1932 für das sportliche Geschehen im Verein verantwortlich.
Großen Anklang finden die alljährlich abgehaltenen Weihnachtsfeiern, wo eine Rölleslotterie nicht fehlen darf und bei denen regelmäßig mit viel Begeisterung Theater gespielt wird.
Im Jahr 1925 wird beklagt, dass es sehr schwer sei, eine Turnriege mit 25 Mann aufzustellen. Deshalb wird im Ausschuss der Beschluss gefasst, dass alle Turner an den Turnstunden teilnehmen müssen, andernfalls erfolgt der Ausschluss aus dem Verein. Der Hauptgrund für mangelnde turnerische Begeisterung ist, dass bei der Jugend Fußball immer mehr Anklang findet. Eines der ersten Fußballspiele wird gegen Sondelfingen ausgetragen. Es gibt deshalb einen deftigen Krach im Ausschuss, weil für dieses Spiel keine Genehmigung vorlag. Doch die Verantwortlichen des Vereins wollen sich auch nicht dem Wunsch nach Fußball verschließen, und so spielt die Frage nach einem geeigneten Fußballplatz in den nächsten Jahren in den Versammlungen des Vereins eine Hauptrolle.
Der nächste Markstein in der Vereinsgeschichte ist die Feier des 25-jährigen Bestehens am 1. und 2. September 1928. Am ersten Tag trifft sich die Vereinsfamilie im festlich dekorierten Saal der Germania, wo Ehrenvorstand Friedrich Beck mit bewegten Worten die Geschichte des Vereins schildert. Anschließend werden von Vorstand Georg Raiser die Jubilare geehrt. Der nächste Tag bringt bei herrlichem Wetter Wettkämpfe in Turnen und Leichtathletik. Der Chronist vermerkt, dass dank „Wulles frischem Anstrich“ schon bald eine recht heitere Stimmung aufkommt. Nach dem Festessen, dem Festzug und Massenturnübungen auf dem Festplatz, trifft man sich, besonders aber die Jugend, abends zum Tanz bei Martin Raiser zur Krone.
Das Kreisturnfest in Ulm, am 26. Juli 1930 ist das letzte große Ereignis für die Turner des Freien Turn- und Sportvereins Rommelsbach. Die Heimkehrenden werden von einer großen Menschenmenge an der Straßenbahnhaltestelle mit Böllerschüssen empfangen. Der Gesangverein singt Freiheitslieder: „Brüder zur Sonne, zur Freiheit“ Anschließend geht’s mit einem Fackelzug zum Lokal.
Der lang gewünschte Bau des Sportplatzes macht nun gute Fortschritte. Durch die Mitarbeit vieler freiwilliger Helfer wird eine Drainage mit Fichtenzweigen, Marke Handarbeit, angelegt. Die Qualität dieser Arbeit haben einige Fußballgenerationen schätzen gelernt.
Die Fußballabteilung wird 1929 unter der Leitung von Franz Noll gegründet. Teilweise wird mit drei Mannschaften gespielt. Besonderen Anklang findet ein Besuch der Fußballer aus Stuttgart-Ost im Sommer 1931, in deren Reihen Nationalspieler Schnierle und „Tarzan“ Moser mitwirken. Schon während des Spieles und erst recht hinterher werden verschiedene Sorten Most auf Tauglichkeit geprüft und für gut befunden.
Nach der Machtübernahme 1933 werden, während des Fußballspiels gegen Metzingen, die zwei schwarz-weiß-roten Fahnen am Fußballplatz eingeholt, verbrannt und der Verein aufgelöst. In den Jahren bis zum 2. Weltkrieg ist der spätere Ehrenvorstand Jakob Lang Vorstand des Vereins.
Nach dem Weltkrieg treffen sich die Fußballer durch die Initiative von Eugen Kittel bereits am 14.9.1946 im Rössle zu einer Spielerversammlung. Um den Spielbetrieb wieder aufnehmen zu können, muss Sportbekleidung beschafft werden. Von Hermann Steiner bekommt man Trikots, nach alten Fußballschuhen wird ebenfalls gefragt, sodass am 22.9.1946 die Verbandsrunde mit Rommelsbach beginnen kann. Bei der offiziellen Gründungsversammlung am 23.8.1947 wird Gottlob Reinhardt zum ersten Vorstand gewählt, der das Amt lange Jahre hindurch mit viel zeitlichem und finanziellem Aufwand sehr erfolgreich versieht. Als langjähriger Spielleiter macht sich Karl Lang für den Verein verdient. Treffsicherster Torschütze in den Jahren nach dem Krieg ist Karl Kittel.
1950 wird Gerd Zobel mit dem Fußballtraining betraut. In diesem Winter wird der alte Fußballplatz auf 60 x 100 vergrößert. Im Jahr darauf wird unter Leitung von Frau Schüler eine Damenabteilung ins Leben gerufen, die sich im Kohlenkeller der Schule zum Turnen trifft. Im Jahr 1953 wird Gustav Lutz erster Vorstand. In diesem Jahr wird der Name des Vereins von Turn- und Sportverein in Sportverein Rommelsbach gekürzt.
Am 1. und 2. August 1953 feiert der Verein sein 50-jähriges Bestehen. Am Samstag sorgen die Blas- und Trachtenkapelle Illerzell und die Aufführung eines Theaterstückes im Festzelt für Stimmung und Unterhaltung. Am Sonntag findet ein Staffellauf quer durch Rommelsbach statt. Der Höhepunkt des Festes ist der Festzug, der von der Lehrerschaft mit der Jugend von Rommelsbach mit vielen schönen Kostümen und originellen Einfällen gestaltet wird. Im anschließenden Festspiel trennt sich der gastgebende SV Rommelsbach und der VfL Pfullingen nach spannendem Spiel 2 : 2.
Mit recht guten Leistungen wird beim Pokalturnier in Pliezhausen 1954 der erste Platz errungen. In den nächsten Jahren bleibt die Mannschaft in der A-Klasse, wenn man auch in Rommelsbach selten ganz frei von Abstiegssorgen ist. Im Spieljahr 1956/57 muss dann die erste Mannschaft in die B-Klasse absteigen. Doch schon im nächsten Jahr gelingt wieder der Aufstieg. In 28 Spielen schießen dabei unserr Stürmer 112 Tore, mehr als die Hälfte davon Fritz Braun. Die folgenden Jahre sind die erfolgreichsten für die Fußballabteilung. Die Aktiven werden in dieser Zeit von Emmerich Gercoskovitsch und Karl Mogorosi (zum Spieler nach einem Fehlpass: „war guter Gedanke“) bestens betreut. Im Spieljahr 1958/59 wird mit einem 4. Platz in der A-Klasse die beste Platzierung erreicht. Im nächsten Jahr gelingt es Pokalsieger in der A-Klasse nach einem hart erkämpften 2:1-Sieg über die TSG Reutlingen zu werden. Die Jugend leitet in diesen Jahren Karl Helbling und Paul Hanig.
Am 21.1.1961 geht mit der Einweihung der Gemeindehalle ein langer Wunsch des Sportvereins in Erfüllung. Noch im selben Jahr unter Leitung von Adolf Kuhn, dem Rommelsbacher Turnvater Jahn, die Turnabteilung wieder aktiv. Die Mitgliederzahl wächst innerhalb eines Jahres von 177 im Jahre 1961 auf 257. Auch die Weihnachtsfeiern erhalten in der Gemeindehalle einen festlichen Rahmen. Auf der großen Bühne werden wie in alten Zeiten Theaterstücke aufgeführt. Zur Weihnachtsfeier 1961 kann Vorstand Rudi Schairer 500 Gäste begrüßen.
Das Amt des Spielleiters wird 1961 für einige Jahre von Eugen Gutekunst übernommen. Von 1963 bis 1970 leitet Gustav Lutz die Geschicke des Vereins. Am 31.7. und 1.8.1966 veranstaltet der Sportverein Rommelsbach ein Jugendfußball-Pokalturnier. Die Organisation klappt dank der guten Arbeit von Jugendleiter Helmut Marx ausgezeichnet. Das Festspiel gewinnt die 1. Mannschaft überraschend gegen das Team der 7. US Army.
Nach Abschluss des Spieljahres 1966/67 müssen die Fußballer zum zweitenmal den Weg in die B-Klasse antreten. Erfreulicher ist dagegen, dass der Bau eines eigenen Sportheimes gute Fortschritte macht. Im Herbst 1966 können die Arbeiten dank der Mithilfe von vielen Freiwilligen abgeschlossen werden. Die Form des Gebäudes ergibt sich aus dem Umstand, dass es eventuell auch als Doppelgarage genutzt werden kann.
Am 22. Und 23. Juli 1967 findet unter großer Beteiligung das erste Pokalturnier der örtlichen Vereine statt. Der Pokal wird von der Gemeinde gestiftet. Trotz fairer Spielweise gibt es einige Verletzte; auch Bürgermeister Hans Auer schied mit einem Armbruch zu den Opfern. Obwohl sich die Faschingsbälle des Vereins in der Germania großer Beliebtheit erfreuen, wird 1969 diese Veranstaltung zum erstenmal in der Gemeindehalle abgehalten (siehe gesonderter Beitrag).
In der Hauptversammlung wird ein Wirtschaftsausschuss gegründet, der die immer umfangreicher werdenden Geschäfte des Sportheimes erledigen soll. 1970 wird Johann Rödler zum ersten Vorstand gewählt. Die Erfolge der Fußballmannschaft in der B-Klasse sind bescheiden. Besonders nachteilig macht sich bemerkbar, dass der Nachwuchs nicht immer ausreichend gefördert wurde. Ab 1972 übernimmt Otto Maier mit großem Erfolg die Jugendabteilung, die bald bis auf fast 90 Jugendliche angewachsen ist.
Das Vereinsleben verläuft in den folgenden Jahren in ruhigen Bahnen. Der Neubau eines Sportplatzes nimmt langsam reale Formen an, trotzdem muss die Fußballmannschaft 1972 in die C-Klasse absteigen. Die gut besuchten Jedermann-Abteilungen der Frauen und Männer werden von Uli Haußmann und Siegfried Thumm betreut.
In der Saison 1973/74 gelingt es der E-Jugend, als erste Rommelsbacher Jugendmannschaft Bezirksmeister zu werden, besonders dank der vorbildlichen Arbeit von Trainer Rudolf Schäfer und Betreuer Ulrich Dorn.
Außerdem kann der neue Sportplatz seiner Bestimmung übergeben werden. Dieses Ereignis wird mit der Freiwilligen Feuerwehr Rommelsbach – die auf eine 100-jährige Geschichte zurückblicken kann – in einem 3000 Personen fassenden Festzelt gebührend gefeiert. Unklar blieb den Verantwortlichen am „großen bunten Abend“ mit den Kressbronner Dorfmusikanten, warum trotz vollem Zelt nur relativ wenig Eintrittskarten verkauft worden waren. Am Sonntag kommt dann wegen der vollzogenen Eingemeindung zur Stadt Reutlingen bei den Rommelsbacher Bürgern leise Wehmut auf.
„Alles neu“ macht ein neuer Fußballplatz. In der Saison 1974/75 wird mit Günter Müller ein neuer Trainer gefunden, der gleichzeitig auch zwischen den Pfosten zum Vorstand gewählt wird. Ihm zur Seite steht „Billy“ Adam, ein alter Haudegen, der als Abteilungsleiter seine langjährige Erfahrung zur Verfügung stellt.
Nach dem Training und der Spielerversammlung spielen 1. und 2. Vorstand, Spielleiter und Trainer nach altem Rezept Binokel. Die Geisterbeschwörung funktioniert und mit einem Torverhältnis von 123:32 bei 50:10 Punkten wird die Saison mit der Meisterschaft abgeschlossen. Zum reinen Nervenkitzel wird das Schlüsselspiel in Sondelfingen, das schließlich durch zwei verwandelte Strafstöße mit 2:1 gewonnen wird. Mit 44 (!) Toren wird Harald Schneider erfolgreichster Torschütze.
Im Herbst 1975 wird die neue Turnhalle am Reisweg eingeweiht, die zu verstärkter sportlicher Aktivität aufruft.
Trotz glänzendem Start (oder gerade deswegen) kommen die Rommelsbacher Fußballer in der höheren Liga bald wieder auf die Verliererstraße. Torjäger Schneider hat Liebeskummer und Spielertainer Müller kann es nicht verhindern, kein Spiel ohne Gegentreffer zu bleiben. Am bitteren Ende steht der Abstieg bei einem Torverhältnis von 43:50 (17:35 Punkte). Dazu lassen der Abstieg bei einer Torverhältnis von 43:50 (17:35 Punkte). Dazu lassen der Abstieg der Mannschaften, die in der Tabelle vor Rommelsbach stehen. Zu allem Überfluss veranlasst die herbe Kritik der Anhänger Trainer Müller seinen Hut zu nehmen, obwohl die Mannschaft geschlossen hinter ihm steht. Schließlich entfliegt Abteilungsleiter Adam nach den USA, ein Nachfolger wird nicht gefunden. Dafür entschädigt die B-Jugend ihre Anhänger und wird Bezirksmeister 1976. Als neuer Trainer wird Reinhold Naß verpflichtet. Es ist in der Reihe der quasi ehrenamtlichen Trainer des SV Rommelsbach das letzte Glied.
Zum 1. Vorsitzenden wird 1977 der Leiter der Abteilung Tischtennis, Klaus Möhrke, gewählt. Sönke Hinz übernimmt schließlich die Fußballabteilung. Die Saison 1977/78 bringt mit Karl Garatwa einen neuen erfahrenen Trainer und auch neuen Erfolg: eine Niederlage wird die Vorrunde mit der Herbstmeisterschaft abgeschlossen. Leider setzt sich der Trainer danach ab, und bis die Mannschaft mit dem neuen Mann, Martin Salat, wieder Fuß gefasst hat, ist die Meisterschaft schon entschieden.
Die C-Jugend wird 1977/78 Bezirksieger. Die B-Jugend wird Meister der Leistungsstaffel und steigt damit in die Bezirksstaffel auf. Aus der C-Jugend werden Jürgen Schäfer und Frank Lauringer in die Württembergische Schülerauswahl berufen.
Am 5./6. August 1978 feiert der SV Rommelsbach sein 75-jähriges Bestehen im Festzelt. Die Reutlinger Politikprominenz gratuliert, an der Spitze Oberbürgermeister Dr. Manfred Oechsle. Die Isartaler Blasmusik sorgt am Festabend ordentlich für Stimmung. An sportlichen Aktivitäten gibt es neben Fußballspielen ein Volleyball- und ein Tennisturnier.