Vorausschauend zurückblicken!

Im Dezember 1996 war das Jubiläum und im Sommer 2007 feierte die Skiabteilung  „10 Jahre Haus Paradies in Dalaas“!

Alle, die mit dabei waren sind sich einig gewesen: dass das schon zehn Jahre her sein soll? Kinder wie die Zeit vergeht! Jedenfalls fragten mich Abteilungsleitung und Ausschuss, ob ich eine Chronik schreiben würde? Eine Chronik von einem Gebilde das lebt? Kann eine Chronik zukunftsorientiert sein? Ich versuch’s halt mal.

Also es war zu der Zeit, als die Spatzen noch Gamaschen trugen und Joshua zu Bethlehem ein Buttermilchgeschäft eröffnete!

Ach der Platz ist limitiert? Ok, in dem Fall überspringen wir mal rund 1978 Jahre!

Also noch mal, es war zu der Zeit, als Skifahren noch kein Breitensport wie heute war, die Mittel und das Material waren noch den damaligen Bedürfnissen angepasst. Und doch gab es in der Zeit Leute, die sich ernsthaft Gedanken über die „Kultivierung“ des Schifahrens machten. Allerorts wurden Skivereine gegründet, die sich zum Ziel gemacht hatten, aus den paar „Sportlichen“ eine Geschichte für die Masse zu machen.

Was hat das mit Rommelsbach zu tun?

Nun auch in Rommelsbach, zu der Zeit noch selbstständige Gemeinde gab es eine handvoll Enthusiasten, die öfter, mehr und in Gesellschaft den Wintersport erleben wollten. Nächtelang saßen sie im Qualm der Zigaretten im damaligen „Sportheim“ – erinnert ihr euch, die Doppelgarage gegenüber von Brämes Haus? Da saßen sie nun und brüteten, denn das grösste, fast unlösbare Problem war, dass Rommelsbach keinen Berg hatte, hätte auch nicht viel genützt, weil wir meistens auch keinen Schnee haben. Nun zurück zum Sportheim, wie gesagt, Lösungen wurden gesucht und untrennbar mit der Gründung der Skiabteilung im SVR sind die Namen Herbert Beuter mit seiner Frau Gudrun und Rolf Neuscheler mit seiner Irmtraud verbunden. Ohne ihre Energie gäbe es heute garantiert keine so erfolgreiche Abteilung!

Bald fanden sie zahlreiche Anhänger, die sich ebenso begeistern ließen. Irgendwann war dann bei den Besprechungen auch der damalige Bürgermeister Hans Auer mit im Boot und unterstützte den Keimling, der da am Sprießen war.

Erst zaghafte Ausfahrten auf die Alb, ja das gipfelte bereits in Vereinsmeisterschaften, mit einfachsten Mitteln. Ein Läufer startete und der Starter signalisierte das der Zeitnahme durch Schwenken einer Fahne – schließlich hatte man ja Sichtkontakt. Dann stand wieder ein Termin auf der Alb und was war? Kein Schnee! So funktionierte das nicht! Wir brauchten eine Bleibe in schneesicherem Gebiet. Wieder marschierten die Familien Beuter/Neuscheler voran, inzwischen gefolgt von zig treuen Anhängern, das machte Mut. Man fand ein Haus im Montafon. Eine Hütte? Nein, keine Hütte, ein Holzhaus, das uns im Verlauf noch viel Mühe und Schweiß kosten sollte. Aber aus Schweiß lässt sich „schweißen“ ableiten und zusammengeschweißt hat uns genau dieses Haus. Der Vermieter Herr Proschka hatte so seine Vorstellungen, von Pacht und dem ganzen Drumherum. Wir nicht! Wieder saßen wir im Qualm der Zigaretten in besagter Doppelgarage und dann stand ein Konzept, das Seinesgleichen suchte. Wir gründeten eine sogenannte „Aktionärsgemeinschaft“ in die Jeder monatlich einen Betrag einbezahlte, den er dann im Haus Gauertal abwohnen konnte – clever! Dadurch hatten wir die Aufwendungen für Pacht und Nebenkosten in trockenen Tüchern.

Nun hatten wir ein eigenes Haus, die Abteilung explodierte förmlich. Der Mitgliederzulauf war manchmal beängstigend. Die von Rolf im Alleingang durchgezogene Skigymnastik für Kids, Halbkids und Erwachsene machte er mit viel Energie und Ausdauer – man kann es kaum glauben, bei den Kids hatte er oft Gruppen von 50 – 60 Knirpsen zu beschäftigen. Das Wort Knirpse möchte ich zurücknehmen, schließlich sind das heute die Leute der Abteilungsleitung. Also!

Jedenfalls hatten wir ein Haus, aber glaubt ja nicht, dass wir das so gelassen hätten, wie es war. Arbeitswochenende auf Arbeitswochenende mit 2 – 3 VW-Bussen, Werkzeug, Material und freundschaftlich guter Laune waren alle voll Begeisterung dabei. Ich erinnere mich an ein Arbeitswochenende, alle waren fix und alle vom Schaffen und so saßen alle in den damals 2 VW Bussen um am Sonntag Spätnachmittag heim zu fahren. Alle? Ja, alle, bis auf Herbert Beuter, er machte als Abteilungsleiter noch einen Durchgang vor der Abfahrt. Doch was war das? Krach aus der Piz-Stube. Als wir dem hämmern nachgingen fanden wir ihn mit nem dicken Vorschaghammer, er wollte nur noch kurz ein Wand rausschlagen!! Und wir? Wir stiegen aus den Autos und fingen an den Bauschutt wegzuräumen. War no nix mit heimfahren. Und glaubt bloß nicht, dass sich die „Arbeitswochenenden“ auf die Wochenenden beschränkten. Fast allabendlich traf man sich bei Herbert in der Werkstatt, schweißte Bettgestelle, die er dann lackierte, wir waren bestimmt der erste Skiclub, der nen umgebauten Heizkörper zum Stiefeltrocknen besaß.

Als ich dann den Vorsitz der Abteilung von Herbert übernahm, war die Abteilung längst gefestigt und aus den Kinderschuhen gewachsen. Im Haus wurde mehr und mehr Erhaltungsarbeit gemacht. Wir bauten ne ungenehmigte Brücke über den Tobel und konnten uns auch um Kleinigkeiten kümmern, so hatten wir ausgebildete Spezialisten, die die weißen Stromkabel im Haus mit „Skiabteilungskabelbraun“ fast unsichtbar machten.

Tja und dann schlug das Schicksal zu, Herr Proschka verstarb und sein Sohn wollte das Haus verkaufen. Wir wurden uns einig, dass wir das Haus kaufen würden. Damals noch nicht so ganz einfach in Österreich was zu kaufen. Die Finanzierung stand und dann schlug das ehemalige Kaiserreich zu. Wir bekamen ein Schreiben von der „Grunderwerbskommission“ aus Bregenz, dass wir wohl das Haus kaufen könnten, es aber zuvor einen angemessenen Zeitraum in Österreich zum Verkauf angeboten werden müsse. Der Sohn von Herrn Proschka, war damit einverstanden, dass wir das Haus noch ein Jahr zur Miete nutzen würden und dann kaufen. Alles tutti paletti! Von wegen nach 11 Monaten kam so ein Schluchten….. und kaufte uns das Haus vor der Nase weg! Da standen wir und machten dumme Gesichter, was uns ja nie schwer gefallen ist, aber in dem Moment schien die Welt still zu stehen.

Mit Vehemenz suchten wir in ganz Österreich nach adäquatem Ersatz – gab es das überhaupt? Halbherzig besichtigten wir auch das Chésa Maroj in Klösterle Ortsteil Danöfen, na ja, besser als nix! Die ehemalige Rastanlage hatte Fremdenzimmer, die Bezeichnung war Frevel, aber was blieb uns übrig. Der einzige Lichtblick war der Vermieter, der Herr Baumeister Wucher. Seines Zeichens so etwa der zweitgrößte Baulöwe in Österreich aber ein selten angenehmer Zeitgenosse und Geschäftspartner. Wir mieteten und…… ihr könnt es euch denken. Arbeitswochenende auf Arbeitswochenende dasselbe Spiel. Da lernten wir auch schon in dem angebauten Haus mit sog. Ferienwohnungen die liebe Frau Brecher kennen. Gebaut als Ferienwohnungen wurden die Appartements von den Familien als Erstwohnsitz genutzt, was uns immer wieder Ärger einbrachte. Wer glaubt, die Frau Brecher würde auf Grund ihres methusalemischen Alters schlecht hören, der hatte sich gründlich geirrt! Wenn ein Gast bei uns Herzklopfen hatte, nahm sie Aspirin und laut war ja bei uns nie jemand, wie auch. Selbst wenn die Skifahrer am Freitag mit grossen Bussen anreisten, dann verließen sie den Bus schweigend und bezogen ihre Zimmer um sofort die Nachtruhe zu beginnen – soweit ich mich erinnere! Jedenfalls habe ich immer so argumentiert, wenn ich mal wieder bei der Polizei oder dem Vermieter wegen Ruhestörung antanzen musste und das war mit schöner Regelmäßigkeit so zweimal im Jahr.

Dann ergab es sich, dass ich wieder einen Termin zum Abholen der obligaten Schelte hatte und in der Ausschussversammlung kurz davor der heutige Abteilungsleiter Thorsten Schmid mir sagte: du ich habe gehört, das Gauertal wird wieder verkauft! Ich sofort Kontakt mit dem anscheinend unglücklichen Besitzer aufgenommen, doch er klärte mich auf, nicht „Das Gauertal“ wird verkauft, sondern im Gauertal wurde ein Haus verkauft, aber er wüsste ein Objekt in Klösterle, das zur Zwangsversteigerung stand!

Also holte ich mir die Kopfnüsse in Danöfen ab und fuhr schnurstracks nach Dalaas! Das war es! Keine Frau Brecher weit und breit, guter Zustand, groß, ich war begeistert. Am darauf folgenden Wochenende Besichtigung mit dem Ausschuss und dann ging es ratz fatz und alles war in unter Dach und Fach. Nur natürlich, wie könnte es anders sein. Umzug, Arbeitswochenenden wurden schon zur Gewohnheit und dann endlich konnte man die Füße ausstrecken, das nimmt uns niemand mehr! Das Haus Paradies ist zur Heimat geworden.

Alles läuft in geordneten Bahnen, die zu Beginn der Abteilung gegründete Renngruppe samt Vereinsbus mussten wieder aufgegeben werden – nicht nur wegen fehlenden Talenten. Die Abteilung verstand es, die Mitglieder auch außerhalb der Saison an die Abteilung zu binden, mit Veranstaltungen wie Mutscheln, Schützenfest, grandiosen Skibasaren, Herbstbällen in der Festhalle – der nächste Tanz ist wieder mit Musik und natürlich Weihnachtsfeiern. Abgerundet mit der immer noch erfolgreichen Skigymnastik auch eine Abteilung der Superlativen:

Mitgliederstärkste Abteilung im Sportverein Rommelsbach, in 30 Jahren nur 3 Abteilungsleiter, Ausschussmitglieder, die von der ersten Stunde aktiv die Abteilung formten, kein Personalkarussell, immer – so gut wie immer alle Positionen besetzt.

Mit Wohlwollen schaue ich nicht nur zurück, auf die 30 Jahre, die inzwischen vergangen sind, nein ich schaue auch mit positivem Eindruck nach vorne und wünsche unserer gemeinsamen Skiabteilung noch viele gute schneereiche Jahre!

Als Abteilungsleiter der Mitte wünsche ich Thorsten für seine Arbeit auch weiterhin die Enthusiasten, die er braucht und ohne die kein Verein bestehen kann!

Wenn ich jetzt noch Platz hätte, würde ich euch die Geschichte von Joshua ganz zu ende erzählen, aber ihr habt Glück!

Allen Freunden und Gönnern der Skiabteilung Rommelsbach ein herzliches Dankeschön und ein ganz dickes Danke an Alle, die mit Rat und Tat die Abteilung zu dem gemacht haben, was sie heute ist. Ein kultureller Meilenstein in der Geschichte von Rommelsbach!

 
Heinz Nestel

Reutlingen-Rommelsbach, den 31. Juli 2007